ORF Vorarlberg: Herr Sturn, eine Milliarde in Österreich. Weiß man, wie viel Schaden Extremwetterereignisse im vergangenen Jahr in Vorarlberg angerichtet haben?
Sturn: In Vorarlberg schätze ich, dass circa zehn Millionen Euro an Naturkatastrophen-Schäden eingetreten sind. Das ist doch deutlich weniger wie die Milliarde in Österreich. Das Bundesland Kärnten hat es letztes Jahr wirklich ganz ordentlich erwischt.
ORF Vorarlberg: Der Versicherungsverband fordert ein Umdenken bei der Vorsorge. Wie soll das aussehen? Wie muss das aussehen?
Sturn: Meiner Meinung nach ist Versicherung natürlich immer nur die zweitbeste Lösung. Da ist der Schaden schon entstanden. Und ich glaube, Tatsache ist und das konnte ja jeder mitverfolgen, das Klima hat sich verändert. Die Naturkatastrophen nehmen an Intensität und Anzahl zu und da gibt es die Forderung eines gesellschaftspolitischen Umdenkens. Die Politik ist gefordert, aber auch wir als Gesellschaft sind gefordert, dass man entsprechend die Klimaveränderungen im Zaum hält. Und wahrscheinlich ist ein ganzes Bündel erforderlich und dazu gehört dann auch die Versicherung dazu.
ORF Vorarlberg: Könnte auch eine Pflichtversicherung für jeden gegen Unwetter eine Möglichkeit, eine Lösung, sein? Denn die Schäden werden ja dann von der Allgemeinheit getragen am Ende des Tages.
Sturn: Ja, es gibt vielleicht beide Möglichkeiten. Pflichtversicherungen nehmen wir nicht gerne in den Mund. Man kann das natürlich auch aus Steuergeldern finanzieren. Der Vorteil über die Versicherung ist, dass der Kunde, der Versicherungsnehmer, einen Rechtsanspruch gegenüber dem Versicherer hat – und das praktisch verbrieft in der Polizze. Additionally das wäre ein wesentlicher Vorteil. Und die Lösung, die der Versicherungsverband vorschlägt, ist nicht eine Pflichtversicherung, sondern dass man das praktisch an die Feuerversicherung hängt. Additionally jeder, der eine Feuerversicherung abschließt, hat automatisch auch eine Naturkatastrophen-Deckung mit abgeschlossen.
ORF Vorarlberg: Müssen dann aber diese Prämien für diese Kombiversicherung nicht steigen?
Das glaube ich nicht. Es gibt Berechnungen und das wäre österreichweit dann einzigartig und einheitlich. Das wäre der große Vorteil, dass man das eigentlich aus dem Wettbewerb herausnehmen würde. Zum Beispiel: Gebäude mit der Versicherungssumme oder mit einem Wert von 500.000 Euro wären um 20 Euro im Monat für diese Naturkatastrophen-Deckung versicherbar und durchaus leistbar.
Landesversichungs-Vorstand über Schäden wegen Klima
Robert Sturn, Vorstand der Vorarlberger Landesversicherung, spricht unter anderem darüber, welchen Schaden die Extremwetterereignisse im vergangenen Jahr in Vorarlberg angerichtet haben sowie darüber, wie nun bei der Vorsorge umgedacht werden muss.
ORF Vorarlberg: Für dieses Umdenken: Ist da überhaupt noch Zeit oder sollte das nicht im Idealfall eigentlich schon gestern passiert sein?
Sturn: Diese Lösung liegt schon seit 2006 vor. Und Sie haben recht, unter Umständen wartet man zu lange und wir bekommen am internationalen Rückversicherungsmarkt nicht mehr ausreichend Deckung und dann wäre es tatsächlich zu spät. Aber wie schon vorhin gesagt, es braucht die Gesamtlösung. Versicherung ist immer nur die zweitbeste Lösung. Wir können immer nur den finanziellen Schaden wieder gutmachen und nicht die Prävention oder den Eintritt des Schadens verhindern.
ORF Vorarlberg: Dann sage ich vielen Dank für einen Besuch bei uns.
Sturn: Bitte gerne.