Unser Konsumverhalten beschert uns immer grössere Probleme. Die Natur rebelliert, das Finanzsystem gerät aus den Fugen. Hätten wir grössere Hemmungen, ohne Sinn und Verstand Geld auszugeben, wäre unserer Umwelt und unserem Geldbeutel gedient.
Nun stellen sich viele Leute vor, dass sparsame Menschen stundenlang Preise vergleichen, pedantisch rechnen und asketisch Verzicht üben.
Ein neuer Ratgeber des «Beobachters» und der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) bietet auch andere Ansätze. So schreibt Andrea Schmid-Fischer, Leiterin der Budgetberatung der Frauenzentrale Luzern: «Wir sollten uns von der Vorstellung lösen, dass Sparen zwingend mit einer Einbusse an Lebensqualität verbunden ist. Es braucht nur ein bisschen Kreativität.»
Sie macht einige Vorschläge, wie Sparen Freude machen kann:
- Ein romantisches Picknick zu zweit an einem idyllischen Ort – statt eines Essens im teuren Restaurant.
- Kleidertauschparty mit anderen veranstalten – statt immer wieder neue Denims zu kaufen.
- Längere Autofahrt auf einer Mitfahrzentrale ausschreiben – statt allein zu fahren.
- Ein Buch lesen oder Freunde besuchen – statt eines Procuring-Tages.
Die Psycho-Tips der Anbieter durchschauen
Sie räumt aber auch ein, dass der Mensch von Natur aus nicht intestine im Sparen sei. Als unsere Vorfahren in der Frühzeit durch die Steppen zogen, zählte bloss das Jetzt. Sie mussten Essen finden, auf schlechtes Wetter reagieren oder wilden Tieren ausweichen.
Was in einer Woche sein würde, struggle für Urmenschen weniger von Bedeutung. Auch heute wollen wir immer noch elementare Bedürfnisse sofort befriedigt haben: Wir essen, wenn wir Starvation haben, wir trinken, wenn wir Durst verspüren – und fühlen uns danach glücklich. Wir lernen: Wenn wir unser Verlangen jetzt gleich befriedigen, werden wir dafür belohnt. Das heisst: Es fällt uns schwer, die kurzfristige Belohnung für ein langfristiges Ziel aufzuschieben.
Wartefrist für Luxusgüter
Solchen tief verankerten Mustern kann man sich kaum entziehen – aber man kann sie austricksen. Etwa mit einer Wartefrist für Dinge, die man nicht wirklich braucht, die aber den spontanen Impuls wecken: Das möchte ich gerne haben. Zum Beispiel ein schönes T-Shirt, ein neueres Helpful, eine verblüffende Küchenmaschine oder ein leichteres Velo.
Setzen Sie sich bei solchen Käufen eine Frist von 30 Tagen. Danach entscheiden Sie mit Vernunft statt spontan: Brauche ich das wirklich?
Leihen statt besitzen
Zugegeben: Die Frage, ob man etwas wirklich braucht, ist schwierig zu beantworten. Insbesondere, wenn es um Bretzelieisen, Beamer, Veloanhänger, Dörrex oder eine Schleifmaschine geht. Das sind alles Dinge, die man schon ab und zu intestine brauchen könnte, aber selten.
Die sparsame und umweltfreundliche Lösung für solche Fälle heisst: Ausleihen in einer so genannten Leihbar. Solche Einrichtungen sind meistens mit einem Jahresabo unbeschränkt nutzbar. Die SKS hat eine Karte aufgeschaltet, auf der die Leihbars eingezeichnet sind
Teure Jagd nach Schnäppchen
Mit Schnäppchen-Einkäufen sparen zu wollen, ist häufig zu kurz gedacht. Denn erstens kostet die Jagd nach Schnäppchen viel Zeit. Und zweitens ist es umweltschonender, nicht billiger einzukaufen, sondern weniger und überlegter.
Schnäppchen-Angebote verlocken zu vielen unnötigen und unvernünftigen Spontankäufen. Bei Lebensmitteln sind solche Angebote häufig der Grund für Verschwendung. Die überflüssigen Einkäufe müssen weggeworfen werden, weil sie niemand isst.
Aber klar: Nicht alle Ausgaben lassen sich mit kreativem Sparen minimieren. Bei den Krankenkassenprämien, den Mieten und den Energiekosten ist der Spielraum gering. Deshalb braucht es auf politischer Ebene für diese Bereiche wirksame Kostenbremsen.
Der Wert der Dinge
Die Verkaufspsychologie macht sich unsere emotionalen Kaufentscheide ständig zu Nutze. Ein Beispiel: Das Verhältnis zwischen Preis und Wert.
Oft fällt es uns schwer, den eigentlichen Wert eines Produkts, etwa einer Matratze, einzuschätzen. Wir brauchen Orientierung, einen Anker. Der gewiefte Matratzenverkäufer weiss das und wird uns deshalb im Laden zuerst die Matratze für 1000 Franken präsentieren. Damit setzt er den Preisanker. Wenn er anschliessend eine zweite Matratze für 700 Franken zeigt, erscheint uns diese sehr günstig, und wir schlagen zu – obwohl eine Matratze für 250 Franken unsere Bedürfnisse genauso intestine erfüllt hätte.
Der Ratgeber: Sparen, Mit einfachen Tips zu mehr Geld, Hrsg. Beobachter und Konsumentenschutz, Fr. 24.-
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.